Gabriele Vogel


Von Schömberg nach Unterreichenbach - Auf den Spuren von Mühlen entlang des Eulen- und Reichenbaches


Es ist etwas eigenes um die Mühlen. Seit Menschengedenken haftet ihnen ein Hauch Romantik an, verbunden mit einem Quentchen Geheimnis. Kein Wunder also, dass sich die Dichtkunst, ob im volkstümlich-volksliedhaften Sinn oder in anspruchsvoller Literatur, immer wieder mit ihnen beschäftigt hat. Zahllos sind die Lieder, die entstanden und heute noch lebendig sind. Wer kennt nicht: Es klappert die Mühle am rauschenden Bach...“. Wenn auf dem Schömberger Mühlenweg in Richtung Unterreichenbach auch nicht mehr alle Mühlen klappern, der technische Fortschritt mit Turbinenbetrieb hat inzwischen auch hier Einzug gehalten, so findet der Spaziergänger auf seinem Weg entlang des munter plätschernden Eulen- bzw. Reichenbaches eine Reihe Standorte abgegangener als auch heute noch betriebener Mühlen.

Der nahe Schömberg entspringende Eulenbach wird nach dem Zufluss aus dem Heiligenbrunnen zum wasser-„reichen“ Bach und ab da Reichenbach genannt. Sein Wasser wurde in vielfältiger Weise genutzt, zum Tränken des Viehs, Bewässern der Wiesen, zum Scheiterholzflössen und zum Antrieb von Getreidemühlen, Ölmühlen, Hanfreiben, Schleifmühlen und Sägewerken. Sogar eine Löffelschmiede mit neun Hämmern war zeitweilig in Betrieb. So gab es entlang des 8 km langen Bachlaufes im Laufe der Zeit elf Mühlen, von denen heute noch drei in Betrieb sind: die Obere und Untere Kapfenhardter Mühle und das Sägewerk Helber in Unterreichenbach.


Fast alle Mühlen in unserer engen Heimat sind sehr alt, gleich, ob es sich um Säg- oder Mahlmühlen handelt. Mit der Besiedelung des Nordschwarzwaldes, das heißt in unserem Falle der Gründung der Dörfer auf der Enz-Nagold-Platte im 11. und 12. Jahrhundert, entstanden gleichzeitig auch die Mühlen. Das Getreide, als Ausgangspunkt für das Grundnahrungsmittel Brot, musste ja gemahlen werden und Wasser als Antriebskraft stand reichlich zur Verfügung. So bauten die Grundherren, die gewöhnlich Besitzer der Wassernutzungsrechte waren, Mühlen und gaben sie gegen einen Gült (Zins oder einfache Abgabe) an Privatpersonen oder auch Klöster ab.

Im folgenden werden die einzelnen Mühlen entlang des Eulen- bzw. Reichenbaches vorgestellt und beschrieben, und ich lade Sie herzlich zu dieser Mühlenwanderung von Schömberg nach Unterreichenbach ein.

Wir starten in Schömberg und gehen vom Rathaus über die Hugo-Römpler-Straße, biegen rechts in die von der Gemeinde Schömberg neugestaltete Promenade ein , gehen entlang des Bachlaufes links in die Brunnenstrasse und dann wieder rechts in Richtung Wiesental.


Schömberger Sägmühle

Im Wiesental lag ein kleiner Weiher, dessen Abfluss eine Sägmühle trieb, die jedoch öfters wegen Mangel an Wasser stillstand und die es heute nicht mehr gibt. Einzig allein der Sägmühlenweg und das Gewann „Milbich (Mühlbach)“ erinnern noch an diese Sägmühle, die erstmals um 1508 erwähnt wurde und zu der wohl auch die folgend beschriebene Schömberger Mahlmühle gehörte. In der Urkarte von 1836 ist der Weg samt dem kleinen See, der als Wasserspeicher diente, noch eingezeichnet.


Urkarte von 1836 (handcoloriert)


Schömberger Mahlmühle

Bereits 1478 wird im Liebenzeller Lagerbuch eine Mahlmühle erwähnt; 1506 tauchen in diesem Lagerbuch erstmals dann auch Namen von Schömberger Geschlechtern auf, die heute noch existieren: So Hans Burkhardt als damaliger Inhaber der Mahlmühle.


In einem dem Kreisarchiv Calw vorliegenden „Verzeichnis der vorhandenen Mahl-, Gerb- und Schrotpumpen“ wurden anlässlich von Mühlenvisitationen in Schömberg im Jahr 1848 der Mühlenbesitzer Johann Friedrich Zelltmann und im Jahr 1855 Ernst Rau genannt. Es handelt sich dabei allerdings um die auf Schömberger Gemarkung liegende Tannmühle nahe Calmbach Tal.


Unser Weg führt uns weiter durch Wiesen und dichten Wald zu einem Grenzstein aus dem Jahr 1762. Auf der dem Eulenbach zugewandten Seite erkennen wir eine Hirschstange kennzeichnend württembergisches Staatsforstgebiet, bergseits dagegen eine gestürzte Pflugschar für privates Schwarzenberger Bauernland. Etwas weiter auf dem Hasenrainweg öffnet sich das Tal zu den Breiten Wiesen. Unterhalb des Wanderweges am Fuße des Hasenrain-Bergrückens entspringt der Heiligenbrunnen. Sein Wasser vereinigt sich mit dem Eulenbach und dieser wird nun zum Reichenbach. Vom Bergkopf gegenüber grüßt Kapfenhardt. Auf dem Weg weiter liegt vor uns das Hotel-Restaurant „Jägerhof“, ehemals Standort der Schwarzenberger Sägmühle.


Schwarzenberger Sägmühle

Die Schwarzenberger Sägmühle gehört heute der Vergangenheit an. Nur ein Holzlagerschuppen auf der rechten Talseite des Reichenbaches erinnert an ihre ehemalige Existenz.

Im Gemeindearchiv Schömberg befindet sich eine wertvolle Urkunde von 1697 über das Baugesuch zu einer Mühle an den regierenden Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg, das dieser mit herzoglicher Konzession vom 02. November 1699 genehmigte. Jakob Dittus und einige Mitstreiter erbauten dann eine sog. Eisenmühle. Darunter sind Kurbelsägen zu verstehen, bei denen die Drehungen des Wasserrades durch eine Kurbel auf die senkrechte Bewegung des Gatterrahmens übertragen wird. Wegen der großen Zahl der verwendeten Eisenteile wurden sie „Eisen-Mühlen“ genannt. Da vor allem die schmiedeeiserne Kurbel damals sehr teuer war, verursachte ihre Errichtung erheblich höhere Kosten als der Bau einer Klopfsäge. Dafür hatte sie aber einen gleichmäßigen Gang, einen geraden Sägeschnitt und wegen des dünneren Sägeblattes einen geringen Holzverlust. Sie erzeugte saubere, gleichmäßige Ware von guter Qualität.




Es handelte sich bei dieser Sägemühle um eine Teilhabersäge, deren Inhaber im Jahr 1778 alle Schwarzenberger Bauern sowie fünf Personen aus Schömberg, Langenbrand und Kapfenhardt waren. Die Schwarzenberger Säge brannte 1803 ab, wurde aber wieder aufgebaut.

Nach Berichten von Zeitzeugen war Paul Wiedmaier, bekannt als der „Säger Paul“, bis zu seinem Tode 1938 Besitzer dieser Sägemühle. Er modernisierte sie und baute eine Turbine ein, die mit einem Elektromotor gekoppelt war, da die Wasserkraft allein nicht mehr ausreichte. Ferner wurde aus Rationalisierungsgründen eine Maschine für die Massenerzeugung von Schnittholz (sog. Vollgatter) eingebaut.

Den Betrieb übernahm im Anschluss Schreinermeister Karl Engel aus Stuttgart-Stammheim, der zwei große Schreinereien hatte und nun hier seinen Holzbedarf sägte. Als er starb, wurde die Säge, die ca. 300 Jahre betrieben wurde, stillgelegt. Müllermeister Fritz Mönch von der Oberen Kapfenhardter Mühle erwarb sie, brach sie ab und errichtete 1981 auf dem Gelände das Hotel-Restaurant „Jägerhof“, das heute von Familie Stürner betrieben und gerne von Tagestouristen und Wanderern aufgesucht wird.

Nach einer kurzen Einkehr im Hotel-Restaurant „Jägerhof“ setzen wir unsere Wanderung entlang des Wildgeheges fort und unser Weg führt uns direkt zu der „Oberen“ und der „Unteren Kapfenhardter Mühle“.


Dass im Kapfenhardter Tal zwei Mühlen nur ca. 200 Meter voneinander entfernt errichtet wurden, liegt daran, dass der Reichenbach damals Grenze zwischen dem Enzgau im Nordwesten und dem Würmgau im Südosten gewesen ist. Die beiden Mühlen waren also trotz räumlicher Nähe durch politische Grenzen getrennt.


Obere Kapfenhardter Mühle



1332 stiftete Graf Ulrich III. von Württemberg aus seiner Mühle in Kapfenhardt zwei Pfund Heller jährlichen Zins an die St. Egidien-Kapelle in Neuenbürg. Es handelt sich hier um die Obere Kapfenhardter Mühle, zugleich Bannmühle der Orte Kapfenhardt, Grunbach, Salmbach, Engelsbrand und später auch Langenbrand, deren Bauern nur hier ihr Korn mahlen lassen durften. Diese Getreidemühle besteht heute noch und ist nunmehr in der elften Generation im Besitz der Familie Mönch. Angegliedert war eine Ölmühle (Gebäude ist heute noch direkt unterhalb der Mahlmühle vorhanden) und in der Oberamtsbeschreibung von 1860 sind auch noch eine Hanfreibe, Schleifmühle und Sägmühle (wohl Schindelherstellung) genannt.

Im Sommer des Jahres 1874 weilte der Schwarzwaldsänger Ludwig Auerbach in der Oberen Kapfenhardter Mühle. Inspiriert von diesem romantischen Mühlental schrieb er hier das bekannte Lied „O Schwarzwald, o Heimat, wie bist du so schön...“.



In der Getreidemühle, heute im Besitz der Familie Mönch-Schreiner, hat inzwischen längst moderne Technik Einzug gehalten. Der Mahlvorgang läuft automatisch und abgesichert rund um die Uhr, sodass der Müller nicht mehr Tag und Nacht wach bleiben muss, wie es in dem eingangs erwähnten Lied heißt.

Im heutigen Mühlelädle befand sich bis 1962 eine Gastwirtschaft. Sie wurde dann in den „Waldgasthof Kapfenhardter Mühle“ ausgelagert, der am linken Berghang oberhalb der Getreidemühle neu erbaut wurde - heute „Mönchs Waldhotel“, ein beliebtes Ausflugsziel und Hotel mit internationalem Ruf, Tagungsräumen und über 100 Gästebetten.

Nur wenige Meter unterhalb stossen wir auf die nächste Mühle, nämlich auf die Untere Kapfenhardter Mühle.


Untere Kapfenhardter Mühle

Es existiert eine Urkunde vom 14.03.1260, in welcher sich die Liebenzeller Edelleute Reinhard und Wolfram auf zehn Jahre zu einer jährlichen Abgabe von zehn Schilling an das Kloster Herrenalb aus ihrer Mühle in Kapfenhardt verpflichteten. Im badischen Lagerbuch Liebenzell wird 1478 die Bieselsberger Mahlmühle unter der Ortschaft Kapfenhardt geführt, aber schon 1506 unter Bieselsberg. Dies lässt vermuten, dass auch die Untere Mühle anfänglich zu Kapfenhardt gerechnet wurde. Betreiber war zum damaligen Zeitpunkt der Müller Hans Burckhardt; die Mühle blieb in sechs Generationen bis zum Jahr 1720 in der Familie Burckhardt. Danach wechselte die Mühle mehrfach den Besitzer, bis sie 1873 an Karl Friedrich Mönch, den Bruder des Oberen Kapfenhardter Müllers verkauft wurde. Heute ist Günther Mönch in der vierten Generation auf der Mühle tätig.

Im Jahr 1695 haben wahrscheinlich größere Umbauarbeiten stattgefunden, die Mühle wurde neu aufgebaut. Aus diesem Jahr stammt jedenfalls ein eichener Stützbalken mit eingeschnitzten Initialen „HB (Hans Burckhardt)“. Diesen Zeugen der Vergangenheit kann man noch heute an der Hotel-Rezeption der „Unteren Kapfenhardter Mühle“ bewundern.



Früh wurde auch dieser Mühle eine Gastwirtschaft mit dem Namen „Zum kühlen Grunde“ angegliedert. Gerne kehrte hier der Kunde ein, wenn er sein Mehl, seine Kleie und den Schrot abholte, um nach getaner Arbeit und vor der beschwerlichen Heimfahrt eine Stärkung zu sich zu nehmen. Er musste auf seinem Heimweg mit seinem Fuhrwerk die Mühlsteige (die heutige Mühlstraße in Bieselsberg erinnert noch daran) bezwingen, und Entfernungen waren ehemals nicht so schnell wie heute zu überwinden.

Die alte Mühle wurde 1962/1963 aus dem Gebäude herausgenommen und in einem neuen Bau untergebracht, selbstverständlich nach dem neuesten technischen Stand. Durch Erweiterung entstand im ehemaligen Mühlenbau das Landidyll-Hotel „Untere Kapfenhardter Mühle“ mit rustikalen Gasträumen, modernen Fremdenzimmern und Seminarräumen. Das große, alte Mühlrad mit einem Durchmesser von 7 Metern, das in der modernen Mühle nicht mehr benötigt wurde, steht noch an seinem alten Platz und ist eine Attraktion für den Tourismus. Ansprechend ist die Gesamtarchitektur, bei der die Gestalt der ehemaligen Mühle beibehalten wurde.


Das Unwetter am 19.07.1999 richtete an dieser Mühle unvorstellbaren Schaden an. Um so mehr ist anzuerkennen, mit welchem Engagement, finanziellem Einsatz und in welch kurzer Zeit die Familie Mönch die Verwüstungen wieder beseitigt und die Anlage neu und äußerst ansprechend für ihre Gäste gerichtet hat.



Nach einer kurzen Erfrischung in der Kneipp-Gesundheitsanlage bei der Unteren Kapfenhardter Mühle geht es nun auf dem Reichentalweg 3 km abwärts nach Unterreichenbach, vorbei am 1632 entdeckten „Guten Brunnen von Capfeneth“ mit seiner heilkräftigen Wirkung (heute Trinkwasserversorgung von Unterreichenbach), dem Gairen- bzw. Kapfenhardter See mit Grillplatz, der Forellenzucht und dem Sportplatz und über die nach dem verheerenden Unwetter anstelle einer Brücke erbaute Furt in die Talstrasse.


Reichenbacher Ölmühle

In der Talstraße stand rechterhand beim jetzigen Wohnhaus Attila Rentschler eine Ölmühle mit Hanfreibe und Schleifmühle, die bis 1832 der Familie Mönch von der Oberen Kapfenhardter Mühle gehört haben soll. Ein Stuttgarter Besitzer baute diese dann zu einer Löffelschmiede mit neun Hämmern aus. Ab 1835 waren je zur Hälfte Besitzer die Herren Burghard, Adlerwirt aus Grunbach, und Knapp aus Höfen. 1839 erfolgte ein Sägmühlenanbau mit insgesamt drei Wasserrädern. Diese Anlage besteht heute nicht mehr.

Wir biegen in die Kapfenhardter Straße ein (früher Ölgasse, also ein Hinweis, dass sie zur Ölmühle führte), wo gleich rechts das Sägewerk Helber steht.


Sägewerk Helber

Diese Sägemühle wurde 1874 von Friedrich Nonnenmann erbaut. In den Jahren danach waren Besitzer 1886 Friedrich Faas zu ¾ und Gottlieb Nonnenmann zu ¼, 1893 Hermann Funk, 1919 Ludwig Jäck, 1955 Ludwig Helber, heute dessen Sohn Jochem und Enkelsohn Frank Helber. Diese auch jetzt noch betriebene Sägmühle war ursprünglich die sog. Äußere Sägmühle.


Obere Sägmühle

Ebenfalls in der Kapfenhardter Straße unmittelbar vor dem heutigen Ortspark stand ehemals die Obere Sägmühle, wohl vor 1600 erbaut. Diese Sägmühle (zuletzt Sägewerk Louis Betz) wurde 1980 abgebrochen. Im Volksmund wurde früher auch von der Dennjächter Sägmühle gesprochen, da vor 1826 die Dennjächter Markung bis an den Reichenbach reichte




Nur wenige Meter weiter entlang des Reichenbaches, der durch den kleinen Ortspark fließt, kommen wir an die Stelle, wo einst die Reichenbacher Mahlmühle mit Sägmühle stand.


Reichenbacher Mahlmühle mit später angebauter Sägmühle

Schon 1477 ist diese Mahlmühle erwähnt, die aus dem Reichenbach über einen Mühlkanal mit Wasser versorgt wurde. Es handelte sich hier um eine Bannmühle für Unterreichenbach, Dennjächt und – soweit die Herrschaftsverhältnisse dies gestatteten – zumindest zeitweilig auch Schellbronn und Hohenwart.

1478 ist als Betreiber Hans Reinhard genannt, der jährlich auf Martini an die Herrschaft 10 Schilling und 1 Simmer Habermehl uß der mulen zu Richenbach“ zu leisten hatte. Die Reichenbacher Mahlmühle, deren großer Hofraum teilweise als Floßeinbindestätte diente, ist seit 1960 nicht mehr in Betrieb. In der ehemaligen Mühle, dem wohl ältesten Gebäude im Ort, befindet sich heute das Elektrogeschäft Haisch.


Untere Reichenbacher Sägmühle

1698 baute der Müller Balthasar Locher an die zuvor erwähnte Mühle die Untere Sägmühle an, die 1726 als „Eisenmühle bei einer Mahlmühle dicht an der Nagold“ erwähnt wird und Johann Christoph Ruoff, Stadtschreiber zu Liebenzell gehörte. 1778 sind als Teilhaber zwei Reichenbacher, Schultheiß Johannes Gengenbach und Müller Johannes Fischer, genannt. Für den Betrieb der Sägmühle reichte das Wasser jedoch nicht immer aus, da aus dem Reichenbach auch noch die Talwiesen bewässert werden mussten. Am 01.08.1792 stellten deshalb Löwenwirt Gengenbach und Genossen aus Unterreichenbach den Antrag, ihre Untere Sägmühle näher bzw. direkt an die Nagold verlegen zu dürfen, wo diese dann 1794 mit einem unterschlächtigen Mühlrad errichtet wurde.

Am 22. Februar 1800 brannte die alte Untere Sägmühle ab. Die neue Untere Sägmühle, die im Besitz von vier Teilhabern war, wurde 1836 bei einem Hochwasser weggerissen und ebenfalls nicht wieder aufgebaut. An ihrer Stelle entstand die 1874 eingeweihte Eisenbahnbrücke.

Eine weitere Mühle, allerdings nicht am Reichenbach gelegen, wird der Vollständigkeit halber noch erwähnt. Die Mißsägemühle an der Pforzheimer Straße wurde 1835 vom Kronenwirt und Holzhändler Christoph Friedrich Burkhard aus Grunbach im Gewann Miß an der Nagold unterhalb des Ortes an einer alten Floßeinbindestelle mit unterschlächtigem Wasserrad neu erbaut. Kommanditist war bis 1864 Flößer Friedrich Erhardt aus Unterreichenbach. 1931 und 1980 wurde das Sägewerk durch Brand zerstört, doch jedesmal wieder aufgebaut und wird heute in der sechsten Generation von Ernst Burkhard betrieben.

Wir sind am Ziel unserer knapp zweistündigen Mühlenwanderung von Schömberg nach Unterreichenbach angelangt, auf der wir elf Mühlen kennenlernten.

Mit dem Verschwinden einiger der vielbesungenen Mühlen ging auch im Nordschwarzwald ein Stück Romantik verloren. Es tat beim Wandern immer wieder gut, auf eine idyllisch gelegene Mühle zu treffen. Oft lag sie malerisch an einem Bach, verborgen vom Grün der Sträucher und Bäume. Beim Drehen des Wasserrades vernahm man das Plätschern des Wassers und mitunter ertönte auch eine Glocke, die den Müller ermahnte, neues Getreide aufzuschütten. Auch wenn dies durch den technischen Wandel in den verbliebenen Mühlen heute automatisch geht, dürfen wir doch mit Dank an die fleißigen Müllersleute mit dem Liedvers enden: „Er mahlt uns das Korn zu dem kräftigen Brot und haben wir dieses, so hat`s keine Not!“.

Vielleicht dient dieser Beitrag als Anregung für die beiden Gemeinden Schömberg und Unterreichenbach, einen Mühlenwanderweg einzurichten, der die Wanderer mit entsprechenden Hinweistafeln an diese Kleinode erinnert.


Quellenverzeichnis

  • Beschreibung des Oberamtes Neuenbürg, herausgegeben von dem Königlich Statistisch-topographischen Bureau, Stuttgart 1860

  • Max Scheifele: Alte Sägemühlen im Enz-Nagold-Gebiet in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, 53, 1994, S.143-177

  • Herbert Jüttemann: Schwarzwaldmühlen, Karlsruhe 1985

  • Schömberg“ auf der Enz-Nagold-Platte, aus der Serie „Unsere Heimat“, Schömberg o.J.

  • Schwarzenberg“ auf der Enz-Nagold-Platte, aus der Serie „Unsere Heimat“, Schömberg o.J.

  • Bieselsberg“, aus der Serie „Unsere Heimat“, Schömberg o.J.

  • Geschichte der Unteren Kapfenhardter Mühle“, o.O., o.J.

  • Geiger-Verlag, Horb a.N.: Bilder aus vergangenen Tagen, Unterreichenbach 1986


Mein besonderer Dank geht an Frau Dr. Marina Lahmann, Sulz, Herrn Kurt Hauff, Unterreichenbach und Herrn Wolfgang Obert, Heimat- und Geschichtsverein Schömberg, die mich beim Zusammentragen der geschichtlichen Daten sehr unterstützt und mir wertvolle Hinweise und Tipps gegeben haben.


weitere Aufsätze zur Gechichte Schömbergs


Hinweis:

Dieser Bericht ist ausführlich bebildert im Buch „825 Jahre Schömberg“ nachzulesen

Orts-Geschichte Schömberg